Ein eigenes kleines Privatunternehmen

Beruf: Tennisspielerin. Doch nicht in den Top Hundert angesiedelt, sondern auf Rang 420 in der Welt und auf Platz 21 in Deutschland. Sabrina Jolk ist Tennisprofi - und DTZ-Mitarbeiter Dieter Nagel unterhielt sich mit ihr über die Probleme, aber auch über die Vorteile ihres Berufs. Spielerin und Reporter trafen sich nicht in Paris oder Wimbledon, sondern bei dem mit 50.000,- Dollar dotierten ITF-Turnier in Marseille.
 

Wann immer Sabrina Jolk nach ihrem Beruf gefragt wird, antwortet sie: „Ich leite ein eigenes, kleines Privatunternehmen, mit eigener Logistikabteilung, und angeschlossenem Reisebüro.“ Wer den Werbespruch genau kennt, an den Sabrinas Antwort angelehnt ist, der merkt, dass sie das Wort „erfolgreich“ lieber vermeidet. „Ja, stimmt,“ lächelt die sympathische Münchnerin, „gut aufgepasst! Um im Bild zu bleiben: meine Finanzabteilung meldet mir fast wöchentlich, dass ich mich hart an der Rentabilitätsgrenze bewege.“ Und sie rechnet frank und frei vor, was sie diese Woche verdient hat:
„Ich musste hier in Marseille natürlich die Qualifikation spielen, um überhaupt ins Hauptfeld zu kommen.“ Die Quali beginnt immer am Samstag vor dem Turnier. Dass Sabrina aber am Freitagabend noch in Düsseldorf für ihren Verein Blau-Weiss Berlin ein Bundesligaspiel bestreiten musste, interessiert dabei natürlich nicht. Nur in Ausnahmefällen, wenn eine Spielerin noch beim vorherigen Turnier eingebunden ist, kann sie beantragen, einen Tag später zu spielen.
Im Gegenteil: Sabrina hatte sogar Schwierigkeiten, sich überhaupt für die Qualifikation anzumelden, da sie am Freitagnachmittag die Marseiller Turnierleitung anrief, und wahrheitsgemäß erklärte, sie werde noch ein Match spielen und dann nach Marseille aufbrechen. Nach den Statuten darf sich aber nur telefonisch anmelden, wer tatsächlich schon unterwegs ist. Deshalb wurde ihre Anmeldung zunächst nicht akzeptiert. Mit etwas Flunkerei am Telefon wäre es kein Problem gewesen, aber „was kann ich dafür, dass ich so ehrlich bin.“
Sabrina nahm also den ersten Flieger am Samstagmorgen, kam um 10.00 Uhr in Marseille an; der Fahrservice war pünktlich, holte sie vom Airport ab, und sofort ging es mit sämtlichem Gepäck zum Tennis Club, wo ihr Spiel für 13.00 Uhr angesetzt war. Für Training war vorher keine Zeit mehr, das Kofferschleppen musste als Konditionstraining genügen.
Nach dem Spiel, das sie zu ihrer eigenen Überraschung relativ leicht gewann, kam nur noch ein kurzes „Ich bin so müde“, und für den Rest des Tages ward sie nicht mehr gesehen. Sofort nach dem Duschen fuhr sie ins Hotel. Gebucht worden war das Hotel zum Glück durch die Turnierleitung; ansonsten hätte Sabrina sich durchfragen müssen, denn sie war das erste Mal in Marseille, kannte sich überhaupt nicht aus. „Das Hotel wurde aber erst ab Montag für die Hauptfeldspielerinnen vom Turnierveranstalter bezahlt! Das ist bei WTA-Turnieren zwar durchaus üblich, bei den kleinen ITF-Turnieren noch lange nicht. Marseille ist da eine sehr seltene Ausnahme. Normalerweise zahle ich das Hotel für die ganze Woche selbst. Und da muss man natürlich genau rechnen. Ich kenne Spielerinnen, die haben in fast jedem Turnierort eine Gastfamilie, wo sie fast gratis wohnen können. Das macht bei unserem Level der Preisgelder schon sehr viel aus.“
Was hat ihr dieses Turnier nun gebracht?
„Ich habe zwar in der letzten Quali-Runde verloren, bin aber, weil drei Hauptfeldspielerinnen abgesagt haben, als Lucky Loser doch noch reingerutscht. Das erste Hauptfeldspiel habe ich verloren, bekomme deshalb also auch keine Ranglisten-Punkte. Aber wenigstens das Preisgeld: 300 Euro!
Das ist für mich schon eine Menge Geld... ohne das Glück des Lucky Losers hätte ich gar nichts bekommen. 
„Das Hotel war ab Montag frei, sowie das Essen im Tennisclub, ich habe also –nur- die ersten drei Hotelnächte und die Flugkosten dagegenzurechnen: Düsseldorf-Marseille und Marseille-Berlin: insgesamt 280 Euro.“ Also habe ich an diesen drei Tagen einen Verlust von mehr als 300.- Euro gemacht!

Nach Berlin musste sie fliegen, weil dort ihr Auto stand, mit dem sie vorher von München zu ihrem Bundesligaverein gefahren war.
„Für Blau-Weiss Berlin Bundesliga zu spielen, bedeutet mir sehr viel. Dass die Bundesliga-Einsätze ein sehr gutes finanzielles Polster bilden, ist ja bekannt; und dass mir das erhalten bleibt, ist mir sehr wichtig. Aber andererseits spiele ich deutsche Tennis-Bundesliga vor allem weil mir die Mannschaftspiele sehr viel Spaß machen und ich immer eine gute Leistung bringen kann bei so viel Unterstützung. Außerdem sind wir ein super Team bei Blau-Weiss, die Stimmung ist gut und wir spielen mit vielen deutschen Spielerinnen. Somit weiss ich, dass ich immer spielen kann und bin nicht an Position 15 gemeldet. Das ist ja bei den meisten anderen Bundesligaclubs leider nicht der Fall, die Mitglieder können sich mit ihrer Mannschaft meist gar nicht identifizieren, weil sie die eingeflogenen Ausländerinnen meist gar nicht kennen.
Wie sieht es eigentlich mit Sponsoren aus?
„Ich habe einen Vertrag mit Babolat, von denen ich mit Schlägern versorgt werde; das läuft sehr gut. Saiten bekomme ich gratis von Pacific.Einen Sponsor für Kleidung habe ich nicht. Eine Clubkameradin, die von ihrem Sponsor sehr reichlich versorgt wird, schenkte mir kürzlich vier Röcke und einige T-Shirts; und zwar nicht einfach die von ihr getragenen und abgelegten, nein, fabrikneu verschweißte.“ Sabrinas Augen strahlen, als sie davon erzählt. „Ich war sehr glücklich darüber; natürlich vor allem, weil es ein großes Loch in meinem Budget vermieden hat, aber auch wegen der Freundlichkeit. Das macht weiß Gott nicht jede! Und die Sachen kann ich gut gebrauchen, weil man mit einem neuen Outfit gleich viel motivierter ins Match startet.“
Den Namen ihrer Clubkameradin muss Sabrina leider verschweigen, weil sonst diese Quelle von Sponsorenseite versiegen könnte.
„Im Fitnessstudio „Clever Fit“ in München kann ich kostenlos trainieren, das ist Klasse, weil die Studios in München alle sehr teuer sind und ich mir da eine Menge Geld spare. Im „Clever Fit“ gibt es immer die neuesten Geräte: ich kann dort Krafttraining machen, oder Laufband, Crosstrainer, Fahrrad... Die Leute dort sind sehr nett und hilfsbereit! Ich nutze dies so oft es nur geht.“
Wenn Sabrina daheim in München ist, trainiert sie mit ihrem Trainer Alex Klec vom MTTC Iphitos. „Mit Alex Klec läuft die Zusammenarbeit sehr gut. Ich kann ihn leider nicht auf die Turniere mitnehmen, weil mir das Geld fehlt, deshalb können wir immer nur miteinander telefonieren, wenn ich unterwegs bin. Er ist beim MTTC Iphitos angestellt, vormittags trainiere ich meistens mit ihm und nachmittags mache ich Matchtraining und danach häufig noch Konditionstraining. Bei der Turnierplanung hilft Alex mir natürlich auch, wenn ich Fragen habe. Ich trainiere mittlerweile fast 7 Jahre bei ihm.“
Wie bist du eigentlich zum Tennis gekommen?
“Meine Eltern haben mich schon im Kinderwagen mit zum Tennis genommen, wenn sie gespielt haben. Sie waren aber nur Amateure. Als Kind hatte ich viel Freude am Eiskunstlaufen, aber dann habe ich mich mit sieben Jahren doch fürs Tennis entschieden. Während der Schule habe ich mich dann immer intensiver um Tennis gekümmert, auch mehrere Turniere gespielt, und nach dem Abitur habe ich mich dann entschlossen, Profi zu werden.“
Zur Zeit macht Sabrina ein Fernstudium in BWL, mit dem Ziel, im März 2007 ihr Vordiplom zu bekommen. „Außerdem will ich auf jeden Fall noch den B-Trainerschein machen. Allerdings muss man sehr diszipliniert sein, damit man das alles auf die Reihe bekommt mit Tennis, Kondi, Studium…“
Wenn Sabrina sich nach dem Abi nicht fürs Tennis entschieden hätte, wäre für sie ein Medizin- oder Jurastudium in Frage gekommen. „Aber die Möglichkeit habe ich theoretisch ja immer noch, wenn mich BWL mal langweilen sollte.“
Nach dem Tennis wird sie also Diplom-Betriebswirtin sein, mit Tennis-Trainerschein. „Ich werde also auf jeden Fall weiter mit dem Sport zu tun haben, am Besten in einer Sportmarketing- oder auch Sportbekleidungsfirma.“
Denkt eine gerade 24 Jahre alt gewordene Freiberuflerin an private Rentenvorsorge?
„Natürlich habe ich selber eine private Vorsorge abgeschlossen, es schaut ja nicht so gut aus mit der gesetzlichen Rente. Aber ich werde mich auf jeden Fall weiter im Tennis anstrengen, und dann habe ich ja vielleicht doch mal die Möglichkeit, etwas Preisgeld beiseite zu legen.“

SportBILD - Christina Benecke
SportBILD - Christina Benecke

Der große Traum von der Karibik
Wenn die Volleyballerin Christina Benecke (32) eine neue Jeans braucht, ist das ein echtes Problem. Mit ihren langen Beinen findet die 1,90 Meter große Sportlerin vom Bundesligisten NA Hamburg meist nur Hochwasserhosen. „Klamotten kaufen ist schwierig. Aber ich finde es toll, so groß zu sein. Ich mag es gar nicht sehen, wenn andere Frauen größer sind als ich“ sagt die Nationalspielerin. Nur einer darf sie überragen, und das ist Freund Martin (1,94 Meter). Als Mittelblockerin kann Benecke ihre Größe voll ausspielen: „Ich muss nicht so hoch springen und habe eine bessere Recihweite.“ Bei der Weltmeisterschaft in Japan vom kommenden Dienstag bis zum 16. November hat sich das Team um Benecke Platz acht als Minimalziel gesetzt. „Wir gewinnen sicherlich ein, zwei Spiele mehr, weil wir uns so gut verstehen. Da sist in einem Frauenteam ja nicht immer selbstverständlich.“ Beim Fototermin am Hamburger Hafen geriet Christina Benecke ins Schwärmen: „Mein Traumreiseziel ist die Karibik. Das nehme ich nach meiner Profikarriere in Angriff.“

SportBILD - Anja Günther
SportBILD - Anja Günther